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Schwäbisches Wörterbuch

   

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Schwäbisch
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Ha noi!

Drohung

Aber nein!

Meint: "Das darf doch wohl nicht wahr sein!" oder "Das glaub ich jetzt aber nicht!" oder "Sag', dass das nicht wahr ist!"


Halb ist oft mehr als ganz

Eigenheit

Stellen Sie sich vor, ihr Auto gibt merkwürdige Geräusche von sich und sie fahren in die Werkstatt:

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Der Meister beugt sich mit kundigem Ohr in den Motorraum und sagt dann: 'Dees Audo isch hee!'. Seien Sie froh, die Rechnung wird sich noch im ohnmachtsfreien Raum bewegen.

Sagt er jedoch mit sorgenvoller Stirn 'Dees Auto isch abbr halba hee!', dann wird es richtig teuer, denn jetzt ist ihr Auto 'richdig heenig', also ziemlich kaputt.

'Hee' bedeutet soviel wie kaputt, erschöpft oder auch tot und ist sowohl für Dinge vom Kugelschreiber bis zur Mercedes S-Klasse als auch für Lebewesen aller Art einzusetzen.

Ein wütender Schwabe wird Ihnen drohen: 'Birschle, i schlag de hee!', und das ist noch im Guten gemeint. Denn wenn er seine Drohung wahr macht, sind Sie vielleicht 'halba hee'.

Oder aber sie lachen sich 'halba hee' über diese haltlose Drohung, was den Schwaben dann wieder 'halber hee ärgera' würde, also däd. Wenn meine Mutter sagt, sie sei 'emmr so hee', dann ist das kein Grund zur Besorgnis. Die stellt sich aber umgehend ein, wenn sie sagt, sie 'sei emmer halba hee.'

Auch der Dackel wird in der 50-Prozent Version gemeiner. Der Halbdackel (oder der Halbseckel) sind die bösesten schwäbischen Schimpfworte.

Bei den Worten 'Komm blos her, Dua Halbdaggl' liegen die Hiebe schon in der Luft, man kann quasi 'scho halba dia Schlägerei vor seim geischdiga Aug seha'.

Wenn Sie den Prügeln entgehen wollen, dann sollten Sie am besten weglaufen, zum Beispiel den nächsten Berg hoch, 'so bis halba doba.'.


 

Griff (an Korb oder Kiste)

 

Schlampige oder unordentliche Haushaltsführung

 

Ausruf des Staunens oder Verzweifelns

Heiliger Antonius, Du guter Mann, führe mich zu dem Ort, wo der Schlüssel liegt.

Meime Oma suchte mit dieser Beschwörungsformel immer nach verlustig gegangenen Dingen, meistens erfolgreich - warum auch immer! Statt nach einem Schlissale kann man natürlich auch nach einem Geldbeidele, der Brill oder am Smartphone suchen.


 

Scherzhaft zu einem alten Fahrrad oder einem schlecht gefederten Auto - wörtl.: Hämorrhoidenschaukel

Hoggr, hogga und Verhoggde

Eigenheit

Auf einer Messe erlebte ich vor Jahren, dass ein Schwabe einen nichtschwäbischen Kunden mit den Worten 'Komm, hoggad Se sich zu ons na.' zum geselligen Hinsetzen aufforderte. Der verdadderte Kunde schaute sich um und setzte sich dann auf einen Druckerbeistelltisch, weil er verstanden hatte, er solle sich auf einen Hocker platzieren.

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Nachdem der Irrtum geklärt war, blieb er dann bei einem Gläsle Wein hocken, bis er beinahe verhockt wäre. Dabei ist der Kunde absolut kein Verhockter, sondern ein weltoffener Touristiker.

Ein Nicht-Schwabe wird die freundliche Aufforderung 'Hock na!' meist als unfreundliche Geste empfinden, aber hocken ist für Schwaben halt etwas Gemütliches, für Nichtschwaben etwas Ungemütliches. 'Kommen Sie, setzen Sie sich bitte zum mir.' ist einfach zu lang, unschwäbisch, daher kürzer und prägnanter: 'Hock na, Kerle!'.

Wenn viele Schwaben zusammen hocken, wobei dabei auch Neigschmeckte zugelassen sind, spricht man von einer Hocketse, also z.B. einem feuchtfröhlichen Zusammentreffen bei einem Fleggafeschd, also einer dörflichen Festivität.

Dort kauert man dann an engen Biertischen wie auf einem Hocker (braucht also Rückgrat, wenn man nicht den Rücken am Rücken des Hintersitzer abstützen kann), fühlt sich nach 2 Stunden total verhockt 'em Greiz' und hat meist auch schon einen hocken, dem Trollinger sei Dank.

Zum Leidwesen der 'Verhockten' zieht heutzutage oft ein Curry- oder Kebabduft quer über die Hocketse, weil man nur mit Roter Wurst und Kartoffelsalat einen weitgereisten Schwaben nicht mehr glücklich machen kann.

Die Verhockten bruddeln dann in ihr Bier, dass 'älles nemme dees isch und sich heidzudaag ällas auf dr Hoggetse nohogga derf.'

Aber wenn dann auch die Verhockten auf der Hocketse einen hocken haben, dann treibt die einigende Kraft des Trollingers zu wunderlichen Freundschaften und mancher Schwabe lässt sich (zu hinterher bereuten) Einladungen hinreisen wie 'Hoggad Se na, derf´e Sia uff a Gläsle Rodwei eilada?'.


Höllentrip bei Feinkost Zipp

Eigenheit

Der moderne Dienstleistungsgedanke und die alte schwäbische Sprache bieten ein enormes Konflikt-Potential, gerade beim Bäcker. Ein Beispiel:

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Verkäufer:
'Was griagad Sia?' - Dies impliziert schon den unterschwelligen Vorwurf, der Käufer verlasse wohl gerade den pietistischen entsagenden Weg und gebe sich hemmungslosem Konsum hin. Zudem zwinge er ja den Verkäufer gerade, den lautstarken Gedankenaustausch mit dem übrigen Verkaufspersonal zu Ende zu bringen.

Käufer:
'I hädd gern a Roggabrod' - Nun wird der Norddeutsche sagen, ja dann kaufen Sie es doch, aber verkennt die relative Höflichkeit in diesen Worten. Denn der Schwabe will nicht etwas, 'er hädd gern' oder er sagt ganz einfach: 'I griag a Roggabrod'.

Verkäufer:
'Solle's ei'schlaga ?' - Freiwillig geht da gar nichts, das üblich Verpacken der Ware wird nur nach Aufforderung durch den Käufer vorgenommen. Schließlich ist Verpackungsmaterial teuer und eigentlich bringt ein 'aschdändiger' Kunde sein Einwickelpapier vom letzten Einkauf sauber gefaltet und aufgebügelt wieder mit.

Käufer:
'Au ja, des wär nett' - Für Selbstverständlichkeiten gibt es keinen Dank, daher am besten ein schwäbischer Konjunktiv ..

Verkäufer:
'Derf's sonsch no was sei ?' - Natürlich würde der Verkäufer seinen Umsatz weiter steigern. Ist sein Laden gerade leer, drängt er hiermit dem Kunden ein schlechtes Gewissen auf, nur so wenig zu kaufen. Und ist das Geschäft dagegen überfüllt, suggeriert er dem Kunden ein noch schlechteres Gewissen, den Kaufvorgang nunmehr zügig abzuschließen.

Käufer:
'Dange, des wär's!' - Ein Schwabe liebt es, sich eher wage auszudrücken und die Aussage, 'Ich habe alle meine Einkäufe getätigt, das war dann' ist ihm ein Gräuel. Also, 'Des wär's dann'.

Verkäufer:
'Brauchad Se au no a Gugg ?' - Da schwingt bereits Kritik mit: Einfach so einzukaufen, ohne eine Gugg, also eine Plastiktüte, mitzunehmen. Sich einfach auf das teuer erworbene Verpackungsmaterial des Bäckers zu verlassen!

Käufer:
'Noi, I nemm's so' - Wer will schon als Müll-Schwein gebrandmarkt werden. Da nimmt man lieber das Brot so unter den Arm .. und ärgert sich schon wenigen Metern, wenn das dünne Einwickelpapier im Wind davon flattert.

Verkäufer:
'Macht Zwoi dreissig, henn Se's dreissig Cend gloi ?' - Also wirklich, nur ein Brot zu kaufen und dann auch noch Wechselgeld, geschweige denn Kopfrechnen des 'Rausgelds' vom Verkäufer zu erwarten ist ja wohl eine dreiste Zumutung.

Käufer:
'Bis morga, scheena Dag !' - Mehr als ein Brot brauche ich halt nicht, aber dafür gelobe ich, allen Verlockungen der Konkurrenz zu Trotz, morgen wieder diesen Eiertanz an gleicher Stelle aufzuführen.

Verkäufer:
'Adee, wer kommt ?'


 

Hommeleskobbf

Schimpfwort

Dickkopf oder ein Mensch mit einem großem Kopf

 

schludern, unordentlich arbeiten

Früher hat man mit dem 'Huddl' im Backhaus die glühenden Kohlestücke weggewischt, bevor das Brot eingeschossen wurde. Damit der 'Huddl' nicht anbrannte oder verkohlte, musste man entsprechend schnell sein.


Konjugation


Partizip Perfekt: khudeld - geschludert

Konjunktiv:
I däd hudla
Du dädsch hudla
Er däd hudla
Mir dädad hudla
Ihr dädad hudla
Sia dädad hudla

Futur:
I werd hudla
Du wirsch hudla
Er wird hudla
Mir werdad hudla
Ihr werdad hudla
Sia werdad hudla



 

Ich bin nicht wie alle anderen, ich bin schlimmer.

 

Ich muß nach einer Tüte suchen, um darin Erbsen zu pflücken.

 

out of the box

 

Innere Einkehr

Anekdote

Es treffen sich zwei Schwaben. Meint der eine: "I gang grad en mei Schdiggle." - Sagt der andere: "Oh je, I benn uff'am Weg noch enna." - Der erste schaut ihn lange an und meint dann: "Also des wär mir z'weid!"


 

Ja so a Glomb ond anderer Scheißdreck!

Eigenheit

Es gibt auf dieser Welt eine ganze Menge 'Glomb', aber auf Hochdeutsch kein passendes Wort dafür.

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Glomb ist ein Teil, das nie, oder aber aber im entscheidenen Moment nicht oder nicht so wie erwartet funktioniert.

Ein paar Beispiele:
Man steht an einer Stuttgarter U-Bahn-Haltestelle und will kurz vor dem Einfahren der Bahn noch schnell einen Fahrschein kaufen. Leider fällt das 20-Cent-Stück immer wieder aus dem Automaten, die Bahn fährt ein, die Türen öffnen sich, das 20-Cent-Stück fällt aus dem Automaten, die Türen schliessen sich, das 20-Cent-Stück fällt wieder aus dem Automaten - ja so a Glomb, a verreckts!!

Bekannte haben stolz eine neue sündteuere Coach gekauft. Auf der sitzt man aber gefühlt wie ein Affe in Geburtshaltung und haut sich dazu die Schienbeine am viel zu niedrigen Couchtisch an. Also sagt man: "Ha do henn'r jo an suppr Deil kauft!" - und denkt: "Ha so a saubleeds Disainrglomb, so bschissas!".

Glomb ist auch hervorragend dazu geeignet, Schuld von sich auf andere zu lenken:

Durch Unachtsamkeit hat man mit der neuen Heckenschere nicht nur die Hecke, sondern auch gleich noch das Anschlusskabel gekappt: "Ja so a hurads Scheissglomd, wer hodd mir denn so an Scheißdreck verkauft?!"

Der neue SUV ragt im Breuninger-Parkhaus links und rechts mindestens 10 cm über die Parkbucht und die Türen knallen beim Aussteigen ans Nachbarauto: "Henn dia en dem Scheißglombparkhaus no nedd gmerkt, dass dia Autos emmr broidr werdad?!"

Sogar immaterielle Dinge können Glomb sein. Wenn einem der Nachbar z.B. seine Sorgen über Corona und die Folgen erzählen möchte, dann winkt man ab mit: "Erspar mir bitte des ganze Glomb!"

Auch Dinge, die man nicht genau benennen kann werden ganz schnell zum Glomb: "Um Gottes Willen, was ist denn mit der Wand passiert?" - "Des Glomb dohanna isch uff des andere Glomb nuffkhagelt, hodd des Glomb do oba troffa ond isch samt dem andera Glomb do druffgfalla. So a Scheißdrecksglomb abbr au!"


 

Kartoffelacker

Witz

Ein Bauer wird wegen eines kleinen Diebstahls verhaftet. Beim ersten Besuch sagt ihm seine Frau, dass Sie nicht in der Lage sei, den Kartoffelacker alleine umzugraben. "Omm Goddes Willa, lass bloß Deine Händ vom Grombiraaggr, dord isch doch dia ganz Sach drenn!", schreit der Bauer entsetzt. - Zwei Tage später bekommt er Post von seiner Frau "Scheinds hännd andere middkherd. Gerschd warad honderd Bolizischda do ond hännd s'Äggerle omgraba, abbr nadierlich nix gfonda. Jetz ko'e Grombira setza!"


 

Katzenjammer, Zustand nach dem Genuß von zuviel Alkohol oder Liebeskummer

 

ganz still halten, eingeschüchtert oder tot sein

 

Keiner sucht andere hinterm Ofen, wenn er sich dort nicht schon selbst versteckt hatte.


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