schwäbisch schwätza
schwäbisch zom ahöra

Die Aussprache des Schwäbischen I

1 2

Das Schwäbische basiert sehr stark auf Nasal-Lauten und Diphtongen. Beides ist geschrieben leider nur unvollkommen darzustellen, vor allem weil es auch keine definierte schwäbische Schreibweise gibt.

1. Beispiel: unangenehm = oâgnähm.
Das o wäre dabei zu sprechen wie im Französischen das on in l'on dit, das â wie das an in angleterre und das äh wie Mäh bei den Schafen.

2. Beispiel: Schlaf = Schlof.
Das langgedehnte o wäre dabei zu sprechen wie das 'a' im englischen Law.

Die einzelnen Buchstaben im Überblick

Der Buchstabe A wird vor m, n und ng zu einem Diphtong (=Doppellaut), also Faden bleibt Fada, aber Jammer wird zu Jâmr (Joamr), Mann wird zu .

Aber warum wird dann aus Haar ein Hoar und aus Braten ein Broda)?

Nun, da kommt wieder die Lautverschiebung ins Spiel, über die ich an anderer Stelle berichte:

Immer wenn das 'a' kurz gesprochen wird, wie in Sack, dann bleibt das 'a' auch im Schwäbischen, wird es lang gesprochen, dann entsteht daraus dieser Diphtong.

Nun kann einer sagen, Faden wird ja mit langem a gesprochen. Richtig, heute schon, früher aber nicht. Im Alemannischen hört man das heute noch: Fadda (Faden), Wagga (Wagen) oder sagga (sagen).

Für den Buchstaben E müssen wir auch wieder zurück in die sprachliche Vergangenheit blicken. Der Schwabe sagt Räga statt Regen und Fäschd statt Fest und wenn ein Schwabenkind Gänseleber so schreibt, wie es das hört, nämlich Genseläber, dann werden ihm zwei Fehler angekreidet.

Das bekannte Sprichwort (Pack schlägt sich, Pack verträgt sich) würde in Schwäbisch so geschrieben:Pack schleckt sich, Pack verdreckt sich, und wäre natürlich grottenquiekserfalsch.

Aus den Fässern, Gläsern und Bäcker werden Fessr, Glesr und Beggr, aus Äpfeln und Gästen werden Ebbfl und Geschde. Wenn man weiß, dass Apfel/Äpfel im Althochdeutschen noch aphul/ephili hießen, wird man erkennen, dass der Dialekt hier korrekter geblieben ist, als die Hochsprache:

Schnee war damals snaiws, dann snoe, folgerichtig im Schwäbischen heute Schnai. Das Weh hieß gotisch wai, folgerichtig heute Waih, z.B. in Aurawaih (=Ohrenschmerzen). Schmankerl am Rande für Schwaben: Damit ist der Waidag einer, der jeden Tag zum Wehtag macht. Steigerung: Waidageder Waidag!

Zum Thema Schnee habe ich mal folgenden interessanten Hinweis gefunden:

Im Schwäbischen gibt im übrigen mehrere Schneegrenzen. Sie trennen den Schnai vom Schnäa und vom (ebenfalls schwäbischen) Schnee. Die Schnai/Schnäa-Grenze etwa entspricht der Grenze zwischen den Bistümern Konstanz und Augsburg, die entlang der Iller bis nach Ulm und von dort weiter nach Norden verläuft. Die Abgrenzung zwischen diesen Diözesen reicht zurück bis ins 7. Jahrhundert. Sie ist nicht nur aus dem Schnee herauszuhören, sondern auch aus anderen Wörtern. So wird groß im Westen grauß und im Osten groaß ausgesprochen. Die Steigerung größer lautet im Westen graißer und im Osten gräaßer.

Während im Osten der Schnäa weit bis nach Norden fällt, stößt auf der westlichen Seite der Schnai auf eine Grenze, jenseits derer man Schnee sagt. Die südliche Schnai-Grenze erstreckt sich unmittelbar unterhalb Ulms: Auch in Oberschwaben liegt Schnee. Im Westen endet der Schnai erst an der so genannten 'Schwarzwaldschranke'. Die verläuft auf dem Kamm des Schwarzwalds von Norden nach Süden: Wo man Wiib statt Weib und Huus statt Haus sagt, wird aus dem Schnai wieder Schnee oder Schnää. Der Unterschied von Wiib zu Weib zeigt jedoch, dass diese Schranke die Grenze zwischen dem Schwäbischen und dem Alemannischen bildet.


Im übrigen bügelt sich der Schwabe auch das Hochdeutsche Ö als E flach und macht so aus böse bees oder bais und aus hören hehra oder haira.

Beim Buchstaben I schlagen wieder m, n und ng zu und da das I nicht zu einem Diphtong werden konnte, putzt es der Schwabe zu einem nasalen E herunter. Aus dem Ding wird das Deng, aus dem Finger der Fengr und aus dem Himmel der Hemml.

Da auch aus dem Ä wieder eine Art E wird, kommen fast unverständliche Sätze heraus wie:
Derf I Ehne meim Ehna sei Haus zeiga, er widd Ehne an Schenga schenga
. (Darf ich Ihnen das Haus meines Großvaters zeigen, er möchte Ihnen einen Schinken schenken)

oder zweites Beispiel:

Jeddz send d'Henna henna, jeddz kemmr gao gao.
(Jetzt sind die Hennen alle im Stall, nun können wir bald gehen)

Auch das IE hat im Schwäbischen seine eigenen Regeln, der Riemen wird zum Reama, und niemand wird zu neamrd, was für den Hochdeutschen fast unaussprechlich ist. In diese Kategorie falle auch Ü und Ö, weil aus dem Blümchen ein Bleamle wird und aus schön das schwäbische schea, aus grün das grea.

Nun kommen noch die Buchstaben O und U, die es beide auch ganz unverändert gibt, z.B. in Ofa (Ofen) oder Luscht (Lust). Aber der Schwabe liebt halt seine Diphtonge und nasaliert Sei Soh isch drvo, wenn sich ein Junge aus dem Staub gemacht hat, und fragt: Ond was duad dr nau, wenn er wissen will, was der Vater nun zu tun gedenkt.

Das Unheil wird zum Oheil, das Unglück zum Ogligg, und weil u und o auf der schwäbischen Zunge so nahe liegen wird aus der brummenden Hummel der Brommhommelr.

Zom bummla isch jeddz koi Zeid meint daher die Mutter, wenn sie die Tochter vom Stadtbummel abhalten möchte.

So weit so gut, aber nun knallt Ihnen eine echte Schwäbin beim Überreichen eines Blumenstraußes folgenden Kommentar hin: Mea Grea wär au scheanr gwea, und alles oben gesagte stürmt auf einen Schlag auf Sie ein - wer soll das verstehen ?
Gut, wenn man gelernter Schwabe ist und weiß, daß es 'Mehr Grün wäre schöner gewesen' meint.

Die Buchstaben st werden grundsätzlich als schd ausgesprochen, also er ischd (er ist), dr'Laschddr (der Lastwagen), d'Bruschd (die Brust), d'Grischdine (Christine) und dr Schdoi (der Stein).

Ein herrliches Beispiel ist der Satz 'Das Schönste und Erhabendste in der Kunst ist die Büste der Venus von Milo!' auf Schwäbisch: Des schenschde und erhabenschde en dr Kunschd ischd dr Bruschdkaschda von dr Fenus vo Milo!

Allerdings wird nicht jedes hochdeutsche 's' zum schwäbischen 'sch'. So gibt es immer wieder Peinlichkeiten (vo Reigschmeggde nadierlich) wie 'I esch au zum Veschbr am liebschde Linsche ond Schbäddzle.' - Des isch Bleedsenn, weil des hoissd richdig: 'I iss au zom Veschbr am liebschda Lensa ond Schbäddzla.'

Lustig finde ich die schwäbische Art, die Buchstaben 'nf' als 'mf' zu sprechen, das ergibt Sätze wie: Dr Mamfred isch noch Sam Francisco uff a Komferenz gfloga.

Was der Schwabe sehr ungern macht, sind direkte Zustimmungen oder Ablehnungen. Sei es aus Höflichkeit (.. nein, das kann man bei uns Schwaben wohl ausschließen), sei es aus bedächtiger Abwägung (also schon eher), auf jeden Fall wird aus 'ja' meist ein ha jo oder ha scho, aus 'nein' ein ja noi oder eher edda.

1 2