schwäbisch schwätza
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Die Aussprache des Schwäbischen III

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Etwas auf dem Rückzug ins schwäbische Hinterland scheinen mir die früheren 'ui'. 'Dui hodd abbr schbitze Knui', sagten wir über spottend über ein allzu schmales Mädchen (in das man aber doch verschossen war).

Gab es 'Fuir onderm Dach', hing vermutlich der Haussegen schief und die beiden Ehepartner mussten sich (damit die Kindern nichts merkten) in der 'Schuir' verbal austauschen, wobei 'sui' bestimmt das letzte Wort hatte.

Mein Opa pflegte jedes Preiserhöhung seiner geliebten 'Schorrle rod saur' als 'duirs Zuigs' zu bezeichnen, und bestellte dann doch eine 'nuie' Schorrle, zumindest wenn meine Oma gerade nicht hinsah.

Ansonsten kürzt der Schwabe wo es geht (Sparsamkeit auch in der Rede), willsch's radra? (willst Du das wirklich runtertragen?), hemmr (wir haben), doamr (wir tun), woa no rennsch? (wohin läufst Du so schnell?), wa machad se? (was machen Sie?), hennse (haben Sie), wa willsch (was willst Du) oder hoschms gä? (hast Du es ihm gegeben).

Und natürlich der Klassiker: em ra (beim herunter gehen)

Bei Verben verschwindet die Nachsilbe en durch a, das aber nicht wie a gesprochen wird, sondern ähnlich kurz wie der Schlußlaut im englischen together: macha (machen), schbara (sparen) oder brässiera (Eile haben).

Oft werden die Buchstaben g und k umgekehrt ausgesprochen: i muass lenga (ich muss lenken), mach koin Grach (mach keinen Krach) bzw. do khert neikhaut (da gehört hingeschlagen).

Ausnahmen: des isch koi Konschd (das ist keine Kunst), I hann Gribbe (Ich habe Grippe). Und auch der Kaffee bleibt Kaffee und der Karl ein Karl, besser gesagt ein Karle.

Für b und p gibt es auch keine durchgängige Regel, man basst zwar uff, ob dr Boschdlr kommt (also man passt auf, ob der der Postbote kommt), aber wenn dieser Paul heißt, dann bleibt es bei Paul, der hierzulande aber Paule heißt.

Gleich geschrieben, aber unterschiedlich ausgesprochen, auch das gibt es: er rasd wia dr' Deifel (er rast wie der Teufel), dann machd’r a Raschd (dann macht er eine Rast). Des muasch feschd heba (das musst Du fest halten), morga gangad mir auf a Fäschd (morgen gehen wir auf ein Fest). Der Schwabe duad gärn Ässa, des abbr ogern en Essa (=die Stadt im Ruhrgebiet)

Auch gleich gesprochene Worte mit unterschiedlichen Bedeutungen hat das Schwäbische zu bieten: I hann glidda, kann bedeuten: Ich habe geläutet oder aber ich habe gelitten. A Schdendle kann ein Stündchen, aber auch ein kleiner Verkaufsstand sein. Der Jesus Grischd (Christus) am Kreuz gestorben, später hat man seinen Leichnam aber wohl mit einem Grischd (Gerüst) wieder abgenommen. A Dierle sagt der Schwabe zu einer kleinen Tür, aber auch zu einem kleinen Tier und gschuggd kann gestoßen oder leicht verrückt bedeuten.

Mit Städtenamen geht der Schwabe eher großzügig um und passt diese seinem Sprachgefühl an: Fenedig (Vendig), Pariss (Paris), Brissl (Brüssel). Dabei verschont er aber keineswegs die Heimat: Schduagrd (Stuttgart), Bruusl (Bruchsal), Beeblenga (Böblingen), Tibenga (Tübingen), Gmend (Schwäbisch Gmünd) oder Ruademsa (Rutesheim).

Die Nachsilbe -le ist sprichwörtlich charakteristisch für die Schwaben und verleiht allen Wörtern eine abgeschwächte, oft auch liebevolle Note, z.B.
a Kendle = Kindchen,
a Kadaschdreefle = eine Katastrophe,
a Seggale = ein etwas zu kurz gekommenes männliches primäres Geschlechtsorgan oder einen Deppen.
a Muggaseggale ist dagegen eine sehr kurze Zeitspanne oder der Bruchteil eines Millimeters!

Mittlerweile gibt es auch die Nachsilbe -dse, z.B. in
Hoggadse = gemütliches Dorffest,
Schdriggedse = Strickzeug,
Schleiffadse = Schleifbahn,
Rennadse = Volkslauf,

Und nicht zu vergessen ein Lieblingswort meiner Schwester:
gelladse ? = ist es nicht so?

Geladdse, jetz hennse ganz viel iebr Schwäbisch glernd!"

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