schwäbisch schwätza
schwäbisch zom ahöra

Schwäbischer Sex

Ich hatte mich viele Jahre davor gedrückt, über dieses Thema zu schreiben. Weil eigentlich kann man dazu nur ein Baustellen-Schild anbieten ... dachte ich !


Ist der schwäbische Sex wirklich eine Dauer-Baustelle ?

Nachdem sich vor vielen Jahren schon Thaddäus Troll erfolgreich an diese Materie gewagt hat, will ich nun Flagge zeigen und mich der Frage widmen:

Gibt es schwäbischen Sex? Aber ganz klar, es gibt schwäbischen Sex !

Beweis 1
Es muss ihn geben, denn sonst wären die Schwaben schon längst ausgestorben.

Beweis 2
Als Thaddäus Troll sein Standardwerk 'Deutschland deine Schwaben' veröffentlichte, sprach ihn kurz darauf eine Frau an und meinte, sie hätte das Buch gekauft, aber erst ein Kapitel daraus gelesen. Als er sie fragte 'Gell, das war das über den schwäbischen Sex', konnte die Frau das nur ganz erstaunt bestätigen.

Beweis 3
Ich habe eine Tochter ! .... Halt, halt, halt, die sieht mir auch sehr ähnlich !

Na gut, Spaß beiseite.

Ich denke, im Schwäbischen gab und gibt es genauso viel Sex, wie woanders auch. Allerdings vermiest die evident pietistische Grundhaltung die Freude am Genuss.

Wie antwortete ein Schwabe auf die Frage nach Seitensprüngen: 'Oh, wenn no's schlechde Gwissa nedd wär!', dabei ist die Sache für einen anderen Schwaben ganz einfach: 'Meiner Frau bleibe treu, und mit de andere wechsle hald so ab.'

Als ich einen Bekannten fragte, ob er mit seiner Frau glücklich sei, sie hätten ja immerhin drei Kinder, nahm er einen bedächtigen Schluck aus seinem Weinglas und meinte dann bedauernd: 'Ja, aber älle von drselba Frau.'

Gerade den evangelischen 'Kern'-Schwaben wurde in vielen Generationen eingetrichtert, dass die 'Wolluschd das gröschde Hindernis für dia ewige Seelichkeit isch.'

Die lebenslustigeren Oberschwaben konnten das Thema gelassener angehen und erkannten ein katholisches oder ein lutherisches Pfarrhaus schon an der Wäscheleine: bei den Lutherischen hingen die Windeln vor dem Haus ..

Mein Vater, der anscheinend nicht wusste, dass mich meine Mutter (als gelernte Medizinerin) schon ganz gut aufgeklärt hatte, versuchte mir mal unter vier Augen zu erklären, dass ich 'aus dem Familienstrumpf geklettert wäre'. Diese Aussage ist natürlich für einen Heranwachsenden wenig hilfreich, aber wahrscheinlich brauchte er nach einem solchen Geständnis anschließend ein extra großes Viertele (und bekommt wahrscheinlich die Krise, wenn er das hier wüsste!)

Von der Oberschwäbischen Mundart Acappella-Comedy-Truppe 'Ziegelbacher' bekam ich Anfang 2013 folgende Anregung zum Thema 'One night stand':


Was sagt die Französin nach ihrer ersten Liebesnacht
'Oh Robert, Du warst superb!'
Was sagt die Russin nach der ersten Liebesnacht
'Igor, Du warst so stark!'
Was sagt die Schwäbin nach der ersten Liebesnacht
'Khörat dia Möbel alle Dir?'

Ein Leser schrieb mir dazu 2018 per Mail:

Dazu möchte ich Ihnen einen Kommentar meiner Frau nicht vorenthalten: 'Des glaub i etzt net - dia hot scho vorher guckt'


Thema Zärtlichkeit:


Die bilderreiche, wenn auch umständliche schwäbische Sprache scheint mir beim Thema Zärtlichkeit leider wenig hilfreich zu sein.

Welche Frau ist schon angetan, wenn sie solche Liebeserklärungen hört:

'Du hosch an Arsch wia Brauereigäule'
'Bei Dir hennd se zwoi siasse Linsa uff a Briddle gnagld.'
'I mog halt koin Sagg mit Hirschgweih en Arm nehma'
'Dädsch Du mi möga, wenn i Di au möga däd ?'

Wo der Rheinländer begeistert ist vom Liebreiz, den Rundungen und der Anmut seiner Angebeteten, wird der Schwabe mit derselben Inbrunst sagen: 'Dia ko fei schaffa!'.

2020 bekam ich per Mail diese schwäbische Zeilen:

"Derf i amol a Weilele mei Mäulele auf dei Mäulele lega, dass i a Weilele an deim Mäulele schloddza ka." Na also, geht doch!


So scheint der schwäbische Sex also in eher ruhigeren Bahnen zu verlaufen.

In einer meiner Lieblingsanekdoten beschwert sich (kurz nach dem 2. Weltkrieg) die Chefin des Stuttgarter Dreifarbenhauses (Hinweis für Neigschmeckte: das ist das offizielle Bordell in der Stadtmitte) beim französischen Stadtkommandanten über das sinnenfreudige Treiben seiner Soldaten: 'Sia, meine Mädla send fei a ruhigs Schaffa gwehnd !'.

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Werbung für das Schöfferhofer Weizenbier, in der eine Französin mit aufreizender Stimme berichtet, dass 'das Bier so schön hat geprickelt in meine Bauchnabel..' Ein Schwabe fragt da doch sofort zurück 'Gohd des au mit Moschd?', und die ganze Stimmung ist beim Teufel!

In der Nähe meiner Heimatstadt ist das Stammwerk der Fa. Triumph (ehemals Spiesshofer und Braun) in Heubach. Schon früh wurden hier Produkte gefertigt, die Hängendes stützen und Zusammendrängendes teilen, aber sicherlich ohne den (bösen) Hintergedanken an die Lust und den Inhalt, sondern eher aus der schwäbischen Lust am Tüfteln und Erfinden ...

Dazu schrieb mir 2013 eine Leserin per Mail:

PS: Ich musste beim herum lesen auf Ihrer Seite das eine oder andere Mal schmunzeln und habe natürlich auch den 'Schwäbischen Sex' gelesen - sicher wissen Sie auch, dass man die Firma Triumph in Heubach auch gerne als größtes schwäbisches Hebewerk bezeichnet (hat)...

Und ein Leser ergänzte 2020 per Mail:

Beim TRIUMPH han i anno ´64 in meira Lehrzeit au mol an Vorschlag für an Artikelnâma gmacht: „Zauberflöte“. „Ja Bua, wie kommsch´n do druf?“, hot´s ghoesa. „I han hald ganz praktisch denkt: Wemr den BH henda aufmecht -- no goht vorne dr Zauber flöta“. Dees hot a Gaudi gäba aber übernomme hen se´s doch net. Eigentlich schad!


Thema Liebestöter:


Im elterlichen Textilhaus habe ich sie noch erlebt, diese Damen-Schlüpfer (was für ein Wort !) aus Wolle in den Farben hellblau, grün und lachs, sehr warm, sehr groß (vom Knie bis unter/über Brust reichend) und sehr abschreckend - aber bestens verkäuflich.

In diese Kategorie fällt auch der 'Kiddlschurz', die Uniform der schwäbischen Hausfrau. Ein farbenfrohes Stück Baumwollstoff, vorne geknöpft, wenig Abnäher und von sackartigem Schnitt. Wird gerne zusammen mit Kniestrümpfen getragen, die beim Bücken mit 'Kehrwisch und Kuddrschaufl' auf der Straße vor dem Haus unschön zum Vorschein kommen und doch bisher in keiner Statistik als Grund für unerklärliche Auffahrunfälle auftauchen.

So, nun will ich das Thema abschließen, bevor mir hier noch irgendwelche gerichtsverwertbaren Dinge entschlüpfen.

Denn wie formulierte angeblich vor Jahren ein schwäbischer Staatsanwalt in einer Anklageschrift: 'Der Angeklagte habe Geschlechtsverkehr und andere Perversionen ausgeübt ..'.

Heidanei!