Die Krönung der schwäbischen Backkunst ist (für mich!) der Hefezopf, in SWR3-Land absoluter
Kult seit der genialen Frau Kächele und Frau Peters-Reihe im Radio 'mit einem Haufen Buddr drenn.'
Hauptzutaten des Hefezopfes sind Mehl, Zucker, Eier, Butter und Hefe. Oft ist er durch weitere Zutaten wie zum
Beispiel Rosinen, Mandeln oder Zimt bereichert, verziert wird er mit Mandelplättchen und Zuckerguss. Er besteht
aus drei (oder mehr) ineinander verflochtenen Teigsträngen.
Das Flechten von Hefezöpfen hat wahrscheinlich tiefe kultische Gründe. Der Legende nach opferte die Frau früher
ihrem verstorbenen Ehemann ihren Haarzopf, woraus sich im Laufe der Zeit das Zopfgebäck entwickelte: Dieses
wurde dem Verstorbenen anstelle des Haarzopfes ins Grab gelegt.
Heutzutage ist der Hefezopf ein 'beliebtes' Gebäck bei Beerdigungen, macht optisch was her, sättigt und ist
relativ billig.
Auf einen guten Hefezopf gehören (nach meiner Meinung) dick Butter und eine fruchtige Marmelade oder guter Honig
(mmmh.) Aber auch 'aidongd' im Kaffe oder in lauwarmer Milch schmeckt er superlecker. Der Hefezopf von meiner
Oma (seelig) war leider schon nach dem Backen immer so hart, dass er nur aidongd genießbar war - ich nannte ihn
als Kind immer Beilkuchen, weil man ihn nur mit einem Beil in Stücke bekam :-)
Der Hefekranz, Gugelhopf oder Streuselkuchen gehören zum Morgen- und Nachmittagskaffee. Doch neben diesen
'dicken Kuchen', zu denen auch der Butterkuchen gehört, kennt man herrliche Schneckennudeln (Schnägganudla) und gefüllte
Hörnchen (gfillde Hernla), und natürlich eine Reihe an Obstkuchen. Es gibt besonders guten schwäbischen Apfelkuchen und Käskuchen,
der recht habhaft. Man kredenzte früher gerne auch süße Olgabrezeln, Butterbrezeln, Striezel und Stuttgarter
Einback.
Selbstverständlich kennt der Schwabe auch Nachspeisen.
Zum Beispiel die Nonnenfürzla, die ihren Namen nicht von klösterlichen Blähungen, sondern vom
mittelhochdeutschen 'nunnekenfurt' ableiten, was so viel heißt wie von 'Nonnen gemacht'. Nonnenfürzla sind
kleine, in heißem Fett ausgebackene Hefeteigklößchen, die anschließend mit Puderzucker bestäubt werden.
Wieder im Trend ist der Ofenschlupfer, ein duftender Auflauf aus Wecken, Äpfel, Zucker, Rosinen, Mandeln,
Milch und Eier.
Eher vergessen dagegen die Kartäuserklöße, für man bei altbackenen Milchbrötchen die Kruste abreibt und
diese dann in Milch, Eier und Vanillezucker einweicht. Aus den gut eingeweichten Brötchen werden Klöße geformt
und in heißem Fett schwimmend ausgebacken. Zum Schluss wendet man alles in einer Zimt und Zucker-Mischung. Ich
habe diese Dinger als Kind gehasst, weil ich schon damals keine Süßspeisen mochte.
Ebenfalls in Vergessenheit geraten ist Pfitzauf, so eine Art Soufflee-Miniaturausgabe des
italienischen Panettone, wohl dem Haushalt, der noch alten die Pfitzauf-Förmchen aufgehoben hat.
Pfitzauf wird in speziellen Formen aus glasiertem Ton gebacken, alternativ
können auch Tassen als Backformen verwendet werden.
Der Teig besteht aus Mehl, Salz, Milch, Eiern und Butter und wie bei Soufflee ist es besonders wichtig, dass der Backofen geschlossen bleibt, bis die Pfitzauf zu Ende
gebacken sind. Und nur wer wirklich frische Eier für die Zubereitung verwendet, kann erwarten, dass das Backwerk
gelingt.
Nach katholischem Brauch ist der Freitag ein fleischloser Tag. Auch heute noch wird in vielen Haushalten in BW
am Freitag süß gegessen, zum Beispiel eben Pfitzauf mit Apfelmus und Vanillesoße. (Wie habe ich als Kind diese
Freitage gehasst!).
Der Schwabe isst sehr gerne gut, was aber vor allem bedeutet, dass das Preis-/Leistungsverhältnis angemessen
sein muss. Große Portionen werden vor allem im ländlichen Raum immer noch höher geschätzt als die Qualität.
Leider vergisst die gerade heranwachsende Generation die urschwäbischen Gerichte und tendiert zu FastFood und
Einheitsküche.
Jeder Schwabe sei aufgerufen, hier Basisarbeit zu leisten und seine Kinder durch eigenes Beispiel mit der
heimischen Küche vertraut zu machen.