1
2
3
So weit so gut, aber nun knallt Ihnen eine echte Schwäbin beim Anblick des ziemlich trostlosen Marienplatzes in Stuttgart folgenden Kommentar hin:
"Mea Grea wär do au scheanr gwä!", ziemlich unverständlich, oder?
Gut, wenn man gelernter Schwabe ist und daher weiß, daß es "Mehr Grün wäre hier auch schöner gewesen" meint.
Einige Fremdworte werden völlig unlogisch betont: Tunell (Tunnel), oder Karrasch (Garage) auf letzten Silbe, Birro (das Büro) oder Depo (das Depot) auf der ersten Silbe.
Auch bei Vornamen wird oft die erste Silbe betont: d'Grischdine (Christine), d’Marrlene (Marlene), d’Kathre (Katharina) oder d’Theres (Therese).
Die Buchstaben st werden grundsätzlich als schd ausgesprochen, also er ischd (er ist), dr'Laschdr
(der Lastwagen), d'Bruschd (die Brust) oder dr Schdoi (der Stein).
Ein herrliches Beispiel ist der Satz 'Das Schönste und Erhabendste in der Kunst ist die Büste der Venus von Milo!', was auf auf Schwäbisch so klingt:
’S schenschde und erhabenschde en dr Kunschd ischd dr Bruschdkaschda von dr Fenus vo Milo!
Lustig finde ich auch die schwäbische Angewohnheit, die Buchstaben 'nf' manchmal als 'mf' zu sprechen, das ergibt Sätze wie:
Dr Mamfred isch noch Sam Francisco uff a Komferenz gfloga.
Was der Schwabe sehr ungern macht, sind direkte Zustimmungen oder Ablehnungen.
Sei es aus Höflichkeit (.. nein, das kann man bei uns Schwaben wohl ausschließen), sei es aus bedächtiger Abwägung (also schon eher), auf jeden Fall
wird aus 'ja' meist ein ha jo, ha scho oder ganz kurz mhm, aus 'nein' ein ja noi, edda, ha noi oder ganz kurz mm.
Die Buchstaben ei werden in der Regel wie oi gesprochen, und eu wie ei:
Moischdr (Meister), oi Oi (ein Ei) bzw. d'Leit vo heit (die Menschen von heute), heitzudag (heute) oder
I hann a ganz halbs Oi meh naiglebbarad (Ich habe ein halbes Ei mehr eingerührt.)
Gerade weil 'Ei' und 'au' die Urlaute sind, an denen man einen Schwaben zweifelsfrei festnageln kann, versuchen
Landesverräter oder Möchtegern-Nordlichter als erstes, sie durch 'ai' und 'ao' zu ersetzen.
So wird aus der 'Leibspeise' die 'Laibspaise', die 'daobe Sau' mutiert zur 'taoben Sao'
Unser ehemaliger 'Minischterpräsitent Teifel' (Erwin Teufel) übte sich ständig an der Nummer "Hochdeutsch zu sprechen".
"Tär Pirker draussen im Lante erwartet Anworden auf nicht geschdellte Fraken.! - und der 'Birgr draussa em Ländle' schüttelte verwundert den Kopf.
Aber auch unser Vorzeigedichter Friedrich Schiller konnte (und wollte?) seine schwäbischen Sprachwurzeln nicht
verheimlichen. In seinen Werken finden sich manch 'unsaubere' Reime (zumindest nach hochdeutscher Lesart) wie Schritte und Hütte oder See und Höh'.
Der Sprachforscher August Schlegel machte sich darüber wie folgt lustig:
Wenn jemand Schoße reimt auf Rose,
Auf Menschen wünschen und in Prose
und Versen schillert - Freund wißt,
dass seine Heimat Schwaben ist.
Auch Karl Gerok - ja der von der Gerokstaffel - kämpft in seinem Gedicht vom 'Der Rotenberg' mit seinen schwäbischen Wurzeln ..
Seht ihr dort die Bergkapelle
goldbekreuzt im Abendstrahl?
Friedlich glänzt sie, himmlischhelle
niederwärts ins grüne Tal.
Sei gegrüßt, erlauchter Hügel,
Herzblatt meines Schwabenlands!
Lieblich in des Neckars Spiegel
malt sich ab dein Rebenkranz.
Friedlich rauscht im alten Bette
dir vorbei der Neckarfluß;
schmucke Dörfer, stolze Städte
schmiegen sich um deinen Fuß.