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Schwäbisches Wörterbuch

   

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Schwäbisch
Deutsch

Entschuldigung auf Schwäbisch

Eigenheit

Erwarten Sie von einem Schwaben nie eine Entschuldigung, schon gar keine wortreiche. Angenommen, es tritt Ihnen in der Straßenbahn ein Mann auf den Fuß, dann gilt hierzulande schon ein kurzes 'Hobbla' als ausreichende Verzeihung. Zudem wird erwartet, dass Sie diese ausufernde Höflichkeit mit dem Satz 'Isch scho rechd, isch jo nix bassierd' genügend würdigen.

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Mit dem Gebrauch von 'biddschee' (bitte) und 'dangschee' (danke) spielt man schon in der Höflichkeits-Bundesliga, der normale Schwabe sagt eigentlich nur noch 'Ko e no a Bier hann?' und erhält dann die Antwort 'Scho rächd, kommd glei.'

Als mir vor Jahren in einem italienischen Straßencafe in der Stuttgarter Stadtmitte ein Kellner den kompletten Inhalt seines Servierbretts über die Hose kippte, meinte der Übeltäter nur achselzuckend 'Dschuldigung' und entschwand. Auf mein weiteres Insistieren nach Hilfe beim Trockenlegen tat der Inhaber sein Bedauern mit den Worten 'Deesch mr abbr arg' kund und reichte dann Papiertücher an. Normalerweise würde man hierzulande auf so viel Freundlichkeit mit 'Des hädds doch net bräuchd' antworten, aber mit nassen Hosen denkt man mehr eher hochdeutsch.

Eine Leserin schrieb mir dazu:


Der Schwabe an sich tut sich ja mit den Entschuldigungen recht schwer, wie Sie ja so trefflich beschreiben. Es verhält sich ja so, dass das Wort "Entschuldigung" schon einen festen Platz im schwäbischen Alltag hat.

Jedoch ist damit nicht tatsächlich eine Entschuldigung gemeint, sondern eher eine Drohung. Zum Beispiel: 'Entschuldigen Sie mal – so geht’s aber net!' oder 'Entschuldigung, des isch fei mei Platz.' - Das bedeutet dann, wenn man nicht gleich aufsteht, dann gibt es Ärger.

Auch mit dem Lob tut sich der Schwabe recht schwer. Nach dem Motto 'Net gmault, isch globt gnug', darf man kein gesondert ausgesprochenes Lob erwarten.

Ein besonderes Lob erhielt ich am Wochenende von einem meiner Söhne nach dem Mittagessen: 'Wenn no Linsa und Spätzla da sind, dann packs mer ein, bevors verkommt!'. So sprach er und fuhr zurück nach Stuttgart, die restliche Mahlzeit in einem Tupper, das ich bestimmt nicht wieder sehe.


Erkenntnis

Witz

'Woisch Hannes, dr oine hodd hald Geld ond dr andere Vrschdand, do ko mr nix macha!' - 'Du, no woiß i jeddz, warom i no nia nix em Loddo gwonna hann!'


 

Erleichterung

Witz

"Oi Frog Scheff, derf i heid zwoi Schdond friahr Schluss macha? Mei Frau will midd mir ge Aikaufa ganga." - "Des kommd jo ieberhaubd net en Frog! Was dengad Sia denn!" - "Vrgelds Godd Scheff, i hann doch gwissd, dass Sie mi net em Schdich lassad!"


Ewiger Klee

Anekdote

Nach einigen schlechten Weinjahren schlägt der Sohn dem Vater vor, alle Rebstöcke herauszuhauen und dafür ewigen Klee zu sähen. Widerwillig stimmt der Vater zu. - Als nun die Weinbergterrassen voll ewigen Klee stehen, kommt ein Weinjahr ohnegleichen. Jammert der Alte "So, jetz könnad'r Eirn ewiga Klee saufa !"


 

Folgerichtig

Witz

"Ja omm Hemmls Willa, wia siehschn Du aus, Karle! Bisch Du ondern Bus komma?" - "Noi, woisch geschdern Obad benn a bissle bsoffa hoim komma, do schtand mei Gerda scho midd'm Bäsa en dr Dier!" - "Ond no hodd se de vrdroscha?" - "Ja, abbr erschd als se frogd hann, ob se scho am butza isch oddr no wegfliaga will!"


 

Früher habe ich immer alles im Schrank versteckt, damit mein Zimmer ordentlich aussah.

 

Früher hatte ich meine Frau zum Fressen gern, leider habe ich es nicht gemacht!

 

geben

Präsens:
I gib, du gibsch, er gibd
mir gäbad, ihr gäbad, sia gäbad

Perfekt:
I hann gäba, du hosch gäba, er hot gäba
mir henn gäba, ihr henn gäba, sia henn gäba

Futur:
I wärd gäba, du wirsch gäba, er wird gäba
mir henn gäba, ihr henn gäba, sia henn gäba


 

Gedanken

Witz

"Wora dengsch'n grad Schäddzle?" - "Nix Bsonders" - "Schad, I hann ghoffd, Du dädsch an mi denga!" - "Hanne doch!"


 

Geld zu haben und keinen Durst ist nicht so schlimm, wie das Gegenteil.

Gespräche auf Schwäbisch

Eigenheit

Schwaben, nur die männlichen, sind maulfaul, gerade auch bei Unterhaltungen. So wundert es nicht, wenn ein typischer Schwatz am Gartenzaun in etwa so abläuft:

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A: So, au am Schaffa!
B: Isch jo emmr was z'doa!
A: Duad oim jo au guad!
B: Blos em Greiz net!
A: Äbbas isch hald emmr!
B: Ja no!
A: Hosch rechd!
B: S'Wäddr soll halda!
A: Abbr Räga fehld scho!
B: Muaß mr hald schbrenza!
A: I hann a Fässle!
B: Des brauchd mr au!
A: Ond, wo ane?
B: Ens Schdädtle...
A: Brauchsch was?
B: Noi, blos gugga!
A: Was isch'n do dieba?
B: Raigschmeddge vo Berlin!
A: A wa!
B: I sag dr's!
A: Kennad hald koi Kehrwoch!
B: So siehd's do aus!
A: Muasch halt midd ne schwätza!
B: Des mechd mei Frau!
A: Hoffad mr's beschd!
B: Was soll mr sonsch do!
A: S'isch hald ällas nemme des!
B: So, i muass los!
A: Adee ond gsond!
B: Gruaß drhoim!


 

Geständnisse

Witz

Dr Karle isch ganz zerknischt: "Du Annale, bevor mir heiradad muass I was gschdeha, I hann scho an Soh'!" - "Des isch doch koin Grond, dass de so da Riassl nahengsch! Was sodd i ersch saga, midd meine zwoi ledige Kendr!"


 

gemacht haben

 

brechend voll

Gotzig, donderschlächtig ond gottsmillionisch

Eigenheit

Der Schwabe neigt bekanntlich zu permanentem Understatement: 'Mir send grad in a ganz nets Häusle noch Schduagard zoga' bedeutet in aller Regel 'Wir haben eine aufwändig renovierte Villa in Stuttgarter Halbhöhenlage bezogen.'

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In kleinen Dingen aber liebt es der Schwabe seine Aussagen zu dramatisieren. 'Dia Breddzla beim Bäggr senn donderschlächtig deier worda' deutet auf einen Anstieg des Verkaufspreises um mindestens 1 Cent hin.

Wer von einem Regenguss überrascht wurde, wird das sicherlich so erzählen. 'Auf oin Schlag hots gottsmillionisch zom regna afanga, no hots au noch donderschlächtig gwinded, dass e bald koin goddziga droggena Fada am Leib ghedd hann ond soichnass hoimkomma benn.'

Gotzig ist im übrigen eine jener merkwürdigen Vokabeln, die es nur im Schwäbischen gibt und bedeutet eine Steigerung von allein oder einzig: 'Dr Opa hot koin gotziga Zahn meh en dr Gosch.'

Gotzig ist entstanden aus dem alten Wort 'gotteseinzig' und wurde schwäbisch-mundfaul zu gotzig abgeschliffen. Wie allgegenwärtig Gott früher in der Sprache war, zeigt sich auch in anderen Steigerungen, wie gottsallmächtig, gottsmillionisch, gottserbärmlich, gottesjämmerlich, gottesunglücklich oder gottfroh.

Übertreibungen (oder sollte man besser sagen: bildhafte Sprache) findet sich sehr oft im Schwäbischen. Wenn meine Mutter vom letzten Stadtbummel berichtete, dann hört sich das so an: 'Geschdern hanne me midd ledschdr Kraft en d´Schdadt gschleppt ond bin iberall romgschbronga. En jedam Lada wars goddsmillionisch voll. No hanne all dia Gugga midd bluadonderlaufene Nägel hoimtraga ond bin donoch donderschlächtig hee gwä.'

Übertreibungen bekämpfen auch nicht selten ein schlechtes Gewissen: 'Mir isch geschdern hondselend gwä, außerdem hanne goddsmillionisch schbugga miassa ond ben älle baar Minudda goddsjämmerlich zom Gloh gbschronga.' wird jemand vorbringen, der am Montag nicht im Geschäft war und diese kurzfristige Krankheit plausibel machen muss.


 

Hähnchensorgen

Witz

Ein Bauer klingelt bei seinem Nachbarn: "Du Karle, Dei Goggl daugd fei au nix meh!" - "Wia kommsch jetz do druff?" - "Weil'e den grad middam Bulldog ieberfahra hann."


 

Große Achtung haben, Respekt haben

 

Sei jetzt bloß still! Schnauze! - wörtl.: Halt den Mund und iss Deine Suppe

 

Halt den Mund! Schnauze! - wörtl.: Halte Deinen ungewaschenen Mund


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