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Eigenheit
Sehr viel im schwäbischen Alltagsleben spielt sich im Konjunktiv ab, also in der Möglichkeitsform.
'I däd gern zahla' oder 'Kennt I zahla' stehen eigentlich für 'Ich will jetzt umgehend bezahlen!', aber der Schwabe lässt
sich halt immer gerne ein Hintertürchen offen, falls sein Wunsch gerade 'ogschiggd isch' und nicht zeitnah umgesetzt
werden kann.
Und das setzt sich fort: 'Frailein, I däd gern zahla' - wird oft beantwortet durch 'I däd glei zom kassiera komma', sprich: zum abkassieren an den Tisch kommen.
'Was häddad Sie gern?', fragt die Verkäuferin, und dann auch noch 'Derfs sonsch no was sei?' und der Kunde antwortet 'Noi, des wärs'.
'Was häddad Ihr Eich zu Weihnachta gwünscht?', fragt man seine Lieben und meint damit: 'Falls ich erwäge, Euch was zu schenken, wenn es nicht gar so teuer ist!'.
'Mr müasst Wei aus am Keller hola' und weiter gedacht: '.. wenn jemand zufällig sowieso dorthin geht ..' - meint ganz klar: 'Los Mann, geh' sofort in den Keller und hole eine Flasche Wein!'.
'Häbad mir morga en d'Stadt geha könna?' bedeutet ebenfalls für einen gut gezogenen Ehemann, sich am nächsten Tag ohne Murren in den städtischen Trubel zu stürzen.
Da bleibt nur noch die Frage: 'Häbad Sie des jetzt vrschdanda?'
Das ist nicht ganz ok! Das ist etwas anrüchig! Da geht nicht alles mit rechten Dingen zu! - wörtl.: Das hat einen üblen Beigeschmack
Der ist wirklich ein armer, heimatloser Mensch. - wörtl.: Das ist ein ganz armer Teufel, der hat nicht einmal eine eigene Hölle
Eigenheit
Die Aussage "Das ist brutal" meint auf Hochdeutsch:
Hier fließt Blut, hier passiert etwas extrem Unerfreuliches, man kann fast nicht mehr hinsehen...
Also zum Beispiel die "Stirb langsam"-Filme, Talkshows, Berichte über die Schweinehaltung oder der letzte Steuerbescheid.
Die Aussage "Des isch brudal!" auf Schwäbisch dient dagegen zur Verstärkung einer beliebigen Aussage.
"Im Fernsäh kommd au blos no Corona ond Anne Will. Des isch brudal!"
"Mei Hond soichd au iberall no, des isch brudal!"
"Des Essa schmeckt so sauguad, des sich brudal!"
Aber wie immer lässt sich das auch noch steigern:
"Des neie iPädd lassad se sich au vrgolda, des isch echt brudal!"
"Dr VfB hodd zwoimol nachanandr nedd vrlora, des isch echt brudal!"
Und mit einem kleinen Nachsatz wieder relativieren:
"Des neie iPädd lassad se sich au vrgolda, des isch echt brudal, oddr?"
"Dr VfB hodd zwoimol nachanandr nedd vrlora, des isch echt bruda, oddr?"
Eine ultimative Variante unterbindet aufkommenden Wiederspruch im Keim:
"I hann heid an Schnupfa, des isch echt brudal, des kosch mr fei glauba!"
"Mei neie Heggascher schneid sogar s'Zaugittr durch, des isch echt brudal, des kosch mr fei glauba!"
Wichtig ist ja heutzutage vor allem, dass alles wichtig ist, oder zumindest wichtig klingt, besonders was man sozialmedial absondert!
Da ist dann sogar die 56. Kopie der 30. Weiterleitung des gar so süüüüßen Katzenvideos "echt brudal!"
Ganz klar: "Alles andere isch primär!"
Das ist aber keine Kleinigkeit! Das ist ganz schön viel! - wörtl.: Das ist nicht nur den Mäusen gepfiffen
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