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schwäbisch zom ahöra

Schwäbisches Wörterbuch


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Schwäbisch
Deutsch

Gotzig, donderschlächtig ond gottsmillionisch

Eigenheit

Der Schwabe neigt bekanntlich zu permanentem Understatement: 'Mir send grad in a ganz nets Häusle noch Schduagard zoga' bedeutet in aller Regel 'Wir haben eine aufwändig renovierte Villa in Stuttgarter Halbhöhenlage bezogen.'

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In kleinen Dingen aber liebt es der Schwabe seine Aussagen zu dramatisieren. 'Dia Breddzla beim Bäggr senn donderschlächtig deier worda' deutet auf einen Anstieg des Verkaufspreises um mindestens 1 Cent hin.

Wer von einem Regenguss überrascht wurde, wird das sicherlich so erzählen. 'Auf oin Schlag hodds gottsmillionisch zom regna afanga, no hodds au noch donderschlächtig gwinded, dass e bald koin goddziga droggena Fada am Leib ghedd hann ond soichnass hoimkomma benn.'

Gotzig ist im übrigen eine jener merkwürdigen Vokabeln, die es nur im Schwäbischen gibt und bedeutet eine Steigerung von allein oder einzig: 'Dr Opa hodd koin gotziga Zahn meh en dr Gosch.'

Gotzig ist entstanden aus dem alten Wort 'gotteseinzig' und wurde schwäbisch-mundfaul zu gotzig abgeschliffen. Wie allgegenwärtig Gott früher in der Sprache war, zeigt sich auch in anderen Steigerungen, wie gottsallmächtig, gottsmillionisch, gottserbärmlich, gottesjämmerlich, gottesunglücklich oder gottfroh.

Übertreibungen (oder sollte man besser sagen: bildhafte Sprache) findet sich sehr oft im Schwäbischen. Wenn meine Mutter vom letzten Stadtbummel berichtete, dann hört sich das so an: 'Geschdern hanne me midd ledschdr Kraft en d´Schdadt gschleppt ond bin iberall romgschbronga. En jedam Lada wars goddsmillionisch voll. No hanne all dia Gugga midd bluadonderlaufene Nägel hoimtraga ond bin donoch donderschlächtig hee gwä.'

Übertreibungen bekämpfen auch nicht selten ein schlechtes Gewissen: 'Mir isch geschdern hondselend gwä, außerdem hanne goddsmillionisch schbugga miassa ond ben älle baar Minudda goddsjämmerlich zom Gloh gbschronga.' wird jemand vorbringen, der am Montag nicht im Geschäft war und diese kurzfristige Krankheit plausibel machen muss.


Papiertüte, Tüte

Mehrzahl: Gugga, Guggena - Tüten

Guckabäbbr

Schimpfwort

Häftling - wörtl.: Tütenkleber

schauen, anschauen

Konjugation


Partizip Perfekt: guggd - geschaut

Konjunktiv:
I däd gugga
Du dädsch gugga
Er däd gugga
Mir dädad gugga
Ihr dädad gugga
Sia dädad gugga

Futur:
I werd gugga
Du wirsch gugga
Er wird gugga
Mir werdad gugga
Ihr werdad gugga
Sia werdad gugga



Anschauen ist erlaubt, anfassen aber nicht!

Schauen wir mal!

Schaut mal her!

Schauen Sie doch genau hin!

Guggaschbäddzle

Essen&Trinken

Fertigteigwaren - wörtl.: Spätzle aus der Tüte

Ich bin schon vom zuschauen müde, wie wäre das erst, wenn ich auch noch selbst schaffen müsste.

Ich muß nach einer Tüte suchen, um darin Erbsen zu pflücken.

Der Schrecken jedes Verkäufers: Schwäbische Seh-Leute - wörtl.: Mir möchten nichts kaufen, uns nur umsehen!

Wir möchten nur einen kurzen Besuch abstatten.

Mal sehen! Schaun mehr mal!


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