In Oberschwaben geboren und heute in Stuttgart lebend, hat Maria Eisenhut viele kleine und große Geschichten in schwäbischer Mundart als Gedichte oder Liedtexte zu Papier gebracht. Gerne war ich bereit, eine Auswahl auf meinen Seiten zu veröffentlichen und so einer größeren Leserschaft näher zu bringen.
Eh'gner Lied
Im Donautal wôiß i' a' Plätzle,
des isch' m'r 'sliabschte auf der Welt.
'S liegt mittladrin im Schwôbaländle,
und de'scht da Grund, daß mir's so g'fällt.
Ringsrum dô schtandet lauter Wälder,
in d'Wiesa nai' sind Dörfla g'schtreut,
und mittladrinna in deam ganza Reichtum
dô liegt a' Städtle, des isch' grad a' Freud',
des isch mai' liabes, guates, altes Eh'gna,
a' Hoimat, wia's koi' zwôita geit!
O du mai Ehinga, o du mai Donautal,
wia herzlich dank' i' unserm liaba Gott,
daß er a' so a' wunderschöne Schwôbaschtadt
grad mir zur Hoimat gäabe hôt!
So sa'mir Eh'gnerleut, mir send dr' Hoimat treu,
mir send mit blauem Donauwasser 'tauft.
Drum bleibt a' jeder g'wiß – muaß er au' naus in d' Fremd',
a' Eh'gner doch, solang er schnauft.
Gar mancher hôt di' scho verlassa,
hôt glaubt, du sei'scht am z'eng und z'kloi'.
Doch bald druf hôt 'n d' Sehnsucht plôgat,
und gära käm'r wieder hoi'.
So manches môl denkt er an d'Donau,
an d'Schmiach - und an da Groggasee...
und in Gedanka gôht'r nauf zum Wolfert,
zum Wasserturm dô doba uf d'r Höh'....
er möcht', wenn d'Stadtpfarrkirchaglocka läutet
uf Eh'gna hoim – und sonscht nix meh'.
O du mai' Ehinga, o du mai' Donautal,
so lang i' läab', g'hört dir mai' ganzes Herz!
Und zwingt mi' s'Schicksal wirklich a'môl furt von dir,
nô teibt mi' s'Hoimweh donauwärts.
Und kommt dui Zeit für mi' wo's langsam abwärts gôht,
wo i' da allerletschta Schnaufer tua,
nô han' i' bloß a' oinz'ge, grosse Bitt' an Euch,
deckt mi' mit Eh'gner Boda zua!
D' Hoimetglocka
Und wenn am Sonntagmôrga
d' Hoimetglocka läutet
wird mir s'Herz so froh und frei.
Denn was im Leaba g'schieht,
ob Freude oder Schmerz,
ihr Klang wird Dein Begleiter sai'!
Da' erschte Gruaß, d'r schönschte
den Dir d'Hoimat ge'a ka',
war an Deiner Tauf' da Glockaschlag.
Wia sich dai' größschter Wunsch erfüllt hôt,
hand se wieder klunga an Dai'm Hochzeitstag.
Und durch dai' ganzes Läaba
hôt 'r Di' begleitet:
Deiner Hoimatglocka Klang.
Und ruaft Di' einscht da' Herrgott
klingat se' zum Abschied
no'môl auf Dei'm letschta Gang...!
Gruß an die Alb
Dort wo Ruinen und uralte Burgen noch steh'n
über den Wäldern, so malerisch schön,
dort wo die Schafherden weiden, jahrein und jahraus
ist die Alb, und da bin ich zuhaus'.
Heimat am Donaustrand, mein schönes Schwabenland,
Du bist auf Erden das Liebste für mich.
Weil ich ein Schwabe bin gehört Dir Herz und Sinn -
Heimat am Donaustrand, ich grüße Dich!
Wenn im Oktober die Wälder rot-golden erglüh'n,
rings auf den Bergen die Silberdisteln blüh'n,
dazwischen liegen die Dörfer, die Burgen und See'n,
- liebe Heimat, wie bist Du da schön...!
Hell wie der Sonnenschein, gelb ist das Albgestein,
arm ist der Boden und rau bläst der Wind...
Dein Reichtum ist allein so wunderschön zu sein.
Ich bleib' Dir treu, wie nur Schwaben es sind!
Und schlägt dann einmal die Stunde des Abschieds für mich,
mein letztes Wort sei ein Gruß noch an Dich!
Tragt mich hinauf zu den Schlehen, zum Enzian im Moos,
denn dort finde die Ruhe ich bloß...!
Dort, wo der Bussard streicht, heimlich das Füchslein schleicht,
wo noch ins Röhricht der Reiher fällt ein,
dort wo die Alb beginnt, leise die Donau rinnt
möcht' ich in Moos und Stein begraben sein!
Kleines Glück
Mir hand dô duß', weit duß' am Wald,
a' ganz kloi's Häusle, des schier zammafallt.
Am Dach, dô kommt da' Räaga rei',
an schöne Tag da Sonnaschei'.
Und wenn's am Himmel kracht und blitzt,
wenn's Wasser schußweis' an de Wänd' rabschpritzt
dô machet mir uns gar nix drauß,
des lauft jô unda wieder naus.
Mir sind it reich, hand it viel Geld,
des ischt uns au' it s'Wichtigscht' auf der Welt.
A' warmes Herz, an froha Muat,
des isch' doch meh' als Geld und Guat!
Mai' Hoimat isch mai' Paradies
Mai' Hoimat liegt im schöna Schussatal,
drum han se au' so gern.
Im Norda s'Ulmer Münschter grüaßt,
im Süd' da' See von fern.
Und wo da na'gugsch lauter Sonnaschai'
und Wiesa, Wälder.....s'isch' a' Pracht!
Hoch über mainer Hoimetschtadt
uns d'Veitsburg schtolz bewacht.
Mai Ravaschburg hôt, glaub i' gwiß,
da Herrgott selber g'macht.
Vom Mehlsack und vom Katzaliesles-Turm
bis nab zum Untertor,
vom Aiga bis ans Kraftwerk naus
kommt g'wiß koi' Plätzle vor,
des i' net wôiß, des i' vergessa könnt,
des net mai' Herz hätt' dankbar 'grüaßt.
Mai' Hoimat isch' mai' Paradies,
isch' dô, wo d'Schussa fliaßt.
I' glaub, daß i' wo anderscht schier
vor Hoimweh schterba müaßt.
Wenn i' amôl heiràt,
muaß' an Schwôbabua sai'
Mir zwôi sind von der Donau,
sind aus Ehinger Holz,
mir sind waschechte Schwôba
und uf des se'mir schtolz!
Wenn mir au' it reich sind,
des macht uns nix aus,
uns bringt aus d'r Hoimat
au' d' Armut it raus.
Mir hand uns're Liader
und dia machad uns froh,
hand a' Herz, des a' G'fühl hôt,
und was wellad mir no'?
Es isch' mancher Reiche
it so glücklich wia mir,
und dô dank i' am Herrgott
mainer Lebtag dafür!
Dia Schwôba send g'müatlich,
des send z'friedane Leut,
und an unserer Hoimat
hôt a' jeder sai' Freud.
Und sell wôiß i' sicher,
bin i' heut au' no' kloi',
wenn i' amôl heirôt,
muaß' an Schwôbabua (a' Schwôbamädle) sai'!
Viele Wunder
Wia'n i' a' kloiner Stöps'l war,
war s'Leaba doch so schöa.
Dô hôt's in meiner kloina Welt
so viele Wunder gä'a.
A' jeder Tag war dô für mi'
a' Schtück vom Märchenland...
An Schmetterling im Sonnaschei'
und d' Fischla drin im Bach,
a' Vögele, des luschtig singt,
sai' Neschtle unterm Dach
de' 'scht mir a' riesa Wunder g'wä'a...
doch bald han i' erkannt,
no' s'größ're Wunder ischt im Schmerz
a' warme Muatterhand.
Und schpäter, wia'n i' älter war
und naus in d' Fremde bin,
verblaßt dui herrlich Wunderwelt,
nôch and'rem schtôht da' Sinn.
Doch nia bin i' meh' glücklich g'wäa,
denn äbbas hôt mir g'fehlt.
Dô bin i' naus in Sonnaschei',
doch i' war it alloi,
und plötzlich schpür' i', mit mai'm Herz
muaß ebbas g'schäha sei.
Zwoi Äugla i'ma liaba G'sicht,
an Mensch, der zua mir hält...
des isch von alle Wunder mir
doch s'gröschte von der Welt
(c) Maria Eisenhut, Stuttgart